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Neustädter Hochhausscheiben

Heute nehme ich euch mit auf eine kleine Reise, die dem Namen des Blog´s mehr als gerecht wird. Die Hochhausscheiben in Halle an der Saale. Ich kenne keine anderen Gebäude die Architektur und Ruinentourismus so verbinden wie diese 5 Hochhäuser im Stadtteil Halle-Neustadt.

Als Kind haben mir die Bauten schon Angst gemacht, heute strömen diese Gebäude das selbe bedrückende aus, wie damals.

1971 wurde die erste „Scheibe“, die heutige Scheibe E, errichtet. Die in der Halleschen Monolith-Bauweise errichteten Gebäude wurden gefühlt für die Ewigkeit gebaut. Damals als Kind um die 2000er Jahre standen 4 der 5 Scheiben schon ewig leer. In einer Scheibe war unten ein Möbelhandel, das fand ich schon sehr gruselig. Außen Pfui, innen eine Küche für eine halben Jahreslohn planen lassen. Dieses Möbelhaus wirkte da etwas fehl am Platz so in der untersten Etage, während oben alles leer war. Heute ist der Laden vor in die Passage in ein besseres Gebäude gezogen. Nun würde auch ich dort für viel Geld eine Küche kaufen.

Ich überlege gerade, wann die Scheibe A endgültig leer stand? Ende der Neunziger? Ich weiß das ich da mal drinnen war (oder war es Scheibe B?) jemanden mit meinem Stiefvater besuchen. Die Fahrstühle waren sehr vertrauenswürdig.

Mehr als 20 Jahre später hat es mich aus familiären Gründen zurück nach Halle getrieben. Ich habe einen Tag Leerlauf. Mit im Gepäck habe ich meine Nikon Z fc und bin an die Orte meiner Kindheit zurück. Man will ja wissen wie es heute aussieht. Schon von der Straßenbahn aus sind mir die Scheiben aufgefallen. Mehr als 30 Jahre stehen die Gebäude leer und sehen immer noch aus wie ich sie in Erinnerung haben! Lediglich Scheibe A hat einen Sinneswandel erlebt.

Die Stadtverwaltung hat sich hier eingemietet. Ich bin erstaunt das dass Gebäude echt schön ist und wie ein Neubau wirkt.

Aus dem grau braunen Schandfleck ist ein moderner Verwaltungsstandort der Stadt Halle geworden. Eine Investmentfirma hat sich getraut hier zu sanieren und vermietet scheinbar lukrativ für 9,90€ pro qm Nettonutzfläche. Insgesamt gibt die Stadt hier 115.000€ im Monat aus, kann dafür aber die vielen kleinen teureren Verwaltungsstandorte auflösen und zentralisieren.

Aber nur wenige Meter weiter, habe ich das Gefühl 20 Jahre zurück gereist zu sein, Scheibe B verkommt weiter. Graffitis zeugen davon, das dort wohl der ein oder andere selbsternannte Künstler sich gewaltsam Zugang verschafft haben muss.

Scheibe C, die wo mal der Möbelladen drin war, schaut aus wie ein Skelett.

Auch hier hat eine Investmentfirma zugeschlagen. Scheinbar soll das Gebäude an die Sparkasse gehen. Jedoch hat hier die Baufirma spontan vor über einem Jahr die Arbeiten eingestellt.

Man sieht das die Plattenbauweise, kombiniert mit einem Tunnelschalverfahren, hier für die Ewigkeit gemacht wurde. Der Tag ist verregnet und Grau. Das Gerippe trotzt dem Wind und Wetter. Es riecht nach altem Beton. Mein Urbex-Instinkt lässt mich um den Bau schleichen. Nur mein noch gebrochener Fuß hält mich von ab meinem Instinkt zu folgen. Warnjacke und Helm wären sonst im Rucksack parat gewesen, ein Klemmbrett hätte ich dort ums Eck gekauft. Erfahrungsgemäß hätte niemand mein tun hinterfragt.

Fast schon furchteinflößend steht der nackte Rohbau mitten in der Neustadt.

Mein Weg führt mich weiter zur Scheibe D. Die hat sich auch nicht verändert. Schon vor Ewigkeiten saniert, sind in dem Gebäude teile des Jobcenters und co untergebracht.

Scheibe E, das älteste Gebäude im Ensemble, geschmückt mit dem Wahrscheinlich größtem „zu Verkaufen“ Plakats Europas, steht da solide im Wind und Regen.

Scheibe E. Das „zu Verkaufen“ Plakat hatte schon glanzvollere Tage.

Diese Scheibe lässt mich etwas rätseln. Unten, auf den Aufnahmen leider nicht zu sehen, ist ein Dönerladen. Vorne befindet sich ein angeranzter Anbau in der eine Art Kaufhalle ist. Viel Miete wird das dort ja nicht kosten. Aber in einem Dönerladen zu sitzen wo über mir 18 tote Stockwerke sind? Das jagt selbst mir ein ungutes Bauchgefühl ein.

Auch wen ich von Scheibe A positiv überrascht bin, die Scheiben sind immer noch furchteinflößend. Wer weiß was mit den Gebäuden in Zukunft passiert. Auch wenn das Bauchgefühl sich sträubt, rein würde ich schon gerne. Die Telefonnummer auf dem Banner war noch Lesbar. Ich werde mal mein Glück probieren, mehr als Nein kann der Eigentümer nicht sagen.

Wenn das klappt, nehme ich euch selbstverständlich mit auf die Tour. Bis dahin habe ich noch mehr als genug , was ich euch zeigen möchte. Bis dahin!

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